DruckenTeilen
Schon wieder musste eine traditionsreiche Brauerei Insolvenz anmelden. Über 300 Mitarbeiter sind betroffen. Ein Kurswechsel soll nun das Überleben sichern.
Mannheim – Die Privatbrauerei Eichbaum in Mannheim kämpft nach der Anmeldung der Insolvenz weiter um ihr Überleben. Der vorläufige Sachwalter Thomas Oberle blickt aber trotz der finanziellen Schieflage optimistisch in die Zukunft des Traditionsunternehmens.
Die Pläne des Unternehmens für eine Sanierung im eigenverwalteten Insolvenzverfahren seien plausibel und nachvollziehbar, erklärte der Rechtsanwalt. Vor wenigen Tagen hatte die Brauerei beim Amtsgericht Mannheim ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt.
Der Bier-Konsum geht zurück: Knapp 100 kleine und mittlere Betriebe haben nach Angaben des Brauer-Bundes in den vergangenen fünf Jahren bereits aufgegeben (Symbolfoto) © Christoph Schmidt/dpa
Nach Insolvenz: Brauerei Eichbaum verfolgt einen strategischen Kurswechsel
Laut Oberle war der bereits eingeleitete Sanierungskurs grundsätzlich richtig. Allerdings habe dem Unternehmen schlichtweg die nötige Liquidität gefehlt. Besonders die Umsatzeinbrüche im Russland-Geschäft brachten die Brauerei in Bedrängnis. Von der Insolvenz sind über 300 Mitarbeiter betroffen, wie ein Sprecher des Betriebsrats mitteilte.
Die Brauerei verfolgt einen strategischen Kurswechsel. Sanierungsgeschäftsführer Frank Reifel teilte mit, dass sich Eichbaum vom reinen Bierbrauer zum Getränkehersteller entwickeln wolle. Zur Kapitalbeschaffung läuft bereits eine Investorensuche mit ersten vielversprechenden Kontakten. Der Verkauf der Traditionsmarke Karamalz an den Konkurrenten Veltins, der erst kürzlich bekannt wurde, konnte die finanzielle Situation offenbar nicht ausreichend stabilisieren.
Branche unter massivem Druck: Viele Brauereien müssen aufgeben
Die angeordnete Eigenverwaltung ermöglicht es dem Unternehmen, während des Insolvenzverfahrens die Verfügungsgewalt zu behalten und handlungsfähig zu bleiben. Ein Sachwalter überwacht dabei die Geschäftsführung. Oberle betonte, man müsse nun die Produktion stabilisieren und sich intensiv um Kunden und Lieferanten kümmern, damit diese nicht wegbrächen.
Die Schwierigkeiten bei Eichbaum stehen exemplarisch für die Probleme der Branche – der Bierkonsum in Deutschland geht seit Jahren kontinuierlich zurück, was viele Brauereien in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringt. Zugleich steigen aber auch die Rohstoffpreise.
Knapp 100 kleine und mittlere Betriebe haben nach Angaben des Brauer-Bundes in den vergangenen fünf Jahren bereits aufgegeben, während Branchenriesen wie Radeberger große Braustätten wie die Binding-Brauerei in Frankfurt geschlossen haben. Doch der Markt ist bei knapp 1.500 verbliebenen Brauereien nach wie vor von großen Überkapazitäten geprägt, was dem mächtigen Einzelhandel die Preisverhandlungen weiterhin leicht macht. (lma mit dpa)